Wasser ist
Leben. Den Werbespruch kennt jeder. Aber Wasser macht auch Spaß, zum
Beispiel in einer Vogeltränke. Und zwar nicht nur im Sommer bei
Hitze und Trockenheit, sondern auch im Winter bei Eis und Schnee.
Immer etwas los. Und zuschauen, das ist Natur live, ein Erlebnis und
ganz was anderes als Natur aus der Konserve im Fernsehen. Dazu ein
paar Tipps, die sich in vielen Jahren bewährt haben.
1. Der
Standort sollte erhöht sein, am besten etwa ein Meter hoch. Dann ist
er sicher und bequem zu pflegen.
2. Die
Umgebung sollte frei und übersichtlich sein, weil Vögel zu Recht
Katzen fürchten.
Ein Amselvater erholt sich von der Jungenaufzucht
3. Wenn die
Tränke vor einem Fenster steht, kann man die Besucher schön
beobachten. Die Bilder in diesem Blog sind vom Arbeitstisch unserer
Küche aus durch das geschlossene Fenster gemacht worden. Freistehend
auf dem Balkon oder der Terrasse wäre auch ein guter Standort.
4. Die
Tränke muss flach wie ein größerer Suppenteller sein. Dann kann
man schnell das Wasser mit einer Spülbürste raus wischen und
frisches einfüllen. Das ist nötig, denn nach dem Baden verringern
Vögel vor dem Start gern ihr Fluggewicht und der Ballast (Sie wissen
schon) klackst fast immer in die Tränke. Ein steiler Rand ist
deshalb unbrauchbar.
Feldsperlinge sind gesellige Burschen. Sie machen viel gemeinsam.
5. Im
Winter bei Frost muss man warmes Wasser einfüllen und wieder raus
wischen, bevor es zu Eis gefriert. Es wird gierig getrunken und
begeistert darin gebadet, offensichtlich eine Marktlücke und ein
ganz besonderer Badespaß. Unwillkürlich drängt sich ein Vergleich
mit den Affen (Japanmakaken, Macana fuscata) auf, die bei Yudanaka in
Japan im Winter in warmen Quellen baden. Menschen mögen das auch.
Tauben baden auch im Winter gern
6. Da auch
Bienen und andere Insekten kommen, ist ein großer rauer Kieselstein
als Landeplatz beliebt. Hier trinkt eine harmlose Feldwespe, deren
kleine Kugelnester aus Papier oft unterm Dach gefunden werden.
Honigbienen,
Wildbienen, Hummel und Wespen lernen schnell, wo es Wasser gibt
7. Meist
bilden sich nach einiger Zeit braune oder blaugrüne glitschige
Beläge. Die sind harmlos und verbessern die Wasserqualität durch
Selbstreinigung. Die Oberfläche ist oft rotbraun durch Eisenoxid
gefärbt. Kratzt man den Belag ab, ist es darunter blauschwarz, wie
unten in der Bildmitte. Es handelt sich dabei um einen Biofilm, eine
Lebensgemeinschaft von Blaualgen (Cyanobakterien) und anderen
Mikroorganismen. So kann man sich die ersten pflanzlichen Lebewesen
vor 3,5 Milliarden Jahren vorstellen. Ihre fossile Reste findet man
als Stromatolithe in der Pibara-Region in Westaustralien. Sie sind
der Ausgangspunkt unserer Artenvielfalt. Biofilme sind heute ein
wichtiger Forschungsgegenstand.
Biofilm - eine Lebensgemeinschaft von Algen und anderen Mikroorganismen
Eine
Weinbergschnecke interessiert sich für den Algenbelag. Baden ist
nicht ihre Sache
8. Moderne
Ferngläser kann man wie Lupen vom Sessel aus verwenden, weil ihr
Nahpunkt, das ist die minimale Distanz, bis der noch scharf gesehen
wird, nur wenige Meter beträgt. Dann sieht man, was man
normalerweise nicht sieht – ein ganz besonderes Erlebnis.
Der
Grünfink trinkt gern, badet aber nicht
Die
Mönchsgrasmücke, hier die Mutter mit der braunen Kappe, ist der
absolute Badefan. Anschließend ist kaum noch Wasser in der Tränke,
sie muss nachgefüllt werden.
Dr. Friedrich Buer
23.Juli 2015