22. August 2018

Die glückliche Rettung eines Entenkükens, das Mutter und Geschwister verloren hatte







Es war Anfang Juli, als es an unserer Haustür läutete. Wir öffneten und sahen ein Ehepaar aus der Nachbarschaft, das ein winziges Flaumbällchen in der Hand hielt  -  ein Stockentenküken, sicher nur wenige Tage alt, das sie auf der Landstraße an der Einfahrt zu unserer Siedlung gefunden hatten. Das Entchen war ganz allein auf der Kreuzung umher gerannt, Mutter und Geschwister waren verschwunden. Es war ein sehr heißer Tag, man hatte fast den Eindruck, als würde ihm der heiße Asphalt seine Füßchen verbrennen.




Das kleine Entchen Ende Juli  -  endlich darf es schwimmen


Nun war guter Rat teuer. In unserem Gartenteich haben zwar in den letzten Jahren drei Mal Enten gebrütet, die eine Entenmutter verließ mit ihren 12 Kindern unseren Garten bereits nach 2 Tagen, die nächste Ente blieb zwei Wochen, da wir angefangen hatten Kükenfutter auszulegen. Dann fuhren wir allerdings in die Ferien und sie verließ unseren Garten bald danach. Die 3.Entenmama , die bei uns brütete, blieb mit ihren 5 Kindern bis diese flügge waren, dann verließen sie uns nach einander, kamen aber regelmäßig alle paar Tage wieder, um sich ihr Futter abzuholen. 
Wir hatten also allerlei Erfahrung mit Entenkindern, aber selbst großgezogen hatten wir noch keines. Das hat allein die Entenmutter getan, allerdings unterstützt durch Kükenfutter, das man kaufen kann, durch Haferflocken für die Mutter selbst und alles  mögliche Grünzeug, das die Entchen gerne zusätzlich nahmen. 






In der Regentonne am 26. Juli  2018



 Die ganze  Familie ist begeistert, da kann das gelbe Plastikentchen nicht mithalten


Wir konnten also nur von unseren Erfahrungen erzählen und schlugen vor,  das kleine hilflose Wesen erst einmal in der Wohnung in einem Karton unterzubringen und darin zu füttern.
Das  gelang ohne Schwierigkeiten. Das Entchen wurde in eine mit Stroh ausgepolsterte Schachtel gesetzt, bekam darin sein Futter und nachts schlief es, da es nicht unter die Flügel seiner Mama schlüpfen konnte,  unter einer Pudelmütze. Der Karton musste bald durch einen größeren ersetzt werden und da das Kleine sehr gut gedieh und umherhüpfte, ging es dann hinaus ins Frühbeet, das ebenfalls mit Stroh ausgepolstert wurde und zusätzlich mit einem Gitter gesichert wurde, damit es nicht von Katzen oder gar dem Marder, der in unserer Siedlung häufig anzutreffen ist, gefährdet wurde.  Gleichzeitig durfte es jeden Tag in der Regentonne seine Schwimmübungen machen. Es wurde zunehmend mutiger und seine Behausung wurde ihm zu klein. 




 Das neue Zuhause im Gartenteich




Am 5. August war es dann soweit: Das Entchen durfte in den großen Gartenteich umziehen. Seerosen und andere Wasserpflanzen haben ihm ein Paradies aus zweiter Hand  geschaffen. Über das Ufer hängen gelb blühende Goldruten. Es gibt große Steine auf denen es sitzen und sich sonnen kann und überstehende Felsen als Versteck. Außerdem ist der Teich teilweise eingezäunt, um zu verhindern, dass die Enkelkinder hineinfallen. Das ist auch ein gewisser Schutz vor Katzen und dem Marder. Hinzu kommt die perfekte Tarnung durch das Gefieder. Außerdem sind Stockenten Wildtiere und keineswegs wehrlos, vor allem auf dem Wasser, und schnell wird das Entchen fliegen können. Dann haben diese Räuber ganz schlechte Karten.




So sah das Entchen im Alter von ca. 6 Wochen aus 


Das Entenküken ist jetzt schon groß, sieht recht erwachsen aus. Füttern lässt es sich natürlich noch gerne, kann sich am Teich aber zunehmend selbst versorgen. Kann Insekten fangen, kann unter den Seerosenblättern Schneckenlaich finden und viele gute Sachen  mehr. Jetzt muss es nur noch fleißig Schwimm- und Flugübungen machen, dann kann es in ein selbstständiges Leben starten. Und vielleicht wird es im nächsten Jahr mit einem Partner oder einer Partnerin zurückkehren (noch weiß man nicht, was daraus wird, eine Ente oder ein Erpel), und eine neue Generation Stockenten in „seinem“ Teich großziehen.

Wir drücken ihm weiterhin die Daumen.



Am 5.September 2018 ist das kleine Entchen - jetzt eine erwachsene Ente -  zu seinem ersten Rundflug gestartet. Nach zwei Stunden ist es wohlbehalten wieder zu seinem heimatlichen Gewässer zurückgekommen und glücklich gelandet.
Allmählich nimmt es den ganzen Garten in BEsitz.


Text und Bilder
Dr. Beate Buer-Weber
W. Dietz