30. Dezember 2018

Zwei Schafe brauchen dringend ein neues Zuhause


Wir suchten an Weihnachten 2018 für 2 Betzenschafe ein neues Heim



Am 14. 12. 2018 erhielt ich eine Mail, in welcher mich ein mir unbekannter Mann bat, zwei Schafe, die seit ungefähr 6 Jahren auf seiner großen Wiese lebten, in „meinem Gnadenhof“ auf zu nehmen.




Das sind Liesl und Biggy auf der großen Wiese, auf der sie schon seit ungefähr 6 Jahren leben



  Wie war er zu meiner Adresse gekommen? Er hatte im Internet Hilfe für die Schafe gesucht,
das Internet gab zwar etliche Fehlinformationen, aber letztlich war die Aktion von Erfolg gekrönt.  Mein Name ist im Internet bekannt durch diesen Blog und auch weil ich früher die Homepage unseres Tierschutzvereins betreut habe.  Es stimmt aber nicht, dass ich einen Gnadenhof betreibe, ich besitze nur einen Hund und eine Schildkröte.  Gleichviel, der hilfesuchende Herr R. trug mir sein Problem vor, ich kenne eine Tierfreundin in der Region, die bei fast allen Tierschutzproblemen helfen kann, die über ein ungeheuer großes Netzwerk für Tiere in Not verfügt, und so konnte die Rettungsaktion für zwei Kirchweihbetzen beginnen.


Bevor ich jetzt weiter erzähle, muss ich allen Nichtfranken erklären, worum es sich handelt. Ich selbst bin auch keine Fränkin, ich habe mich aber bei einigen Kennern kundig gemacht: Der Betz, früher ein Schafbock (im Genderzeitalter darf es jetzt auch ein Schaf sein) muss/darf beim Betzentanz um den Kirchweihbaum mitmachen. Am Tanz nimmt auch die Kirchweihjugend teil. Während des Tanzes geht ein Zweig von Paar zu Paar, wenn ein Wecker (heute Smartphone) klingelt, hat das Paar, das gerade den Zweig hält, den Schafbock gewonnen.  Früher ist der Schafbock dann zur Freude aller geschlachtet und aufgegessen worden. Heute soll er wieder in seinen Stall zurückkehren dürfen und das Siegerpaar soll eine andere Siegesprämie erhalten. So weit so gut, bzw. für Tierfreunde nicht ganz so gut. Es wird im Internet auch über einen Schafbock berichtet, der von dem Kirchweihtrubel so verstört war, dass er wie tot  umfiel und sich durch kein Leckerchen dazu bewegen ließ, nach dem Tanz mit in das Festzelt zu ziehen. Eine Freude für die Schafe ist es jedenfalls nicht.

                                                 

Unsere beiden Schafe hatten Glück, ein Tierfreund kaufte sie nach dem Betzentanz los und sie durften ihr weiteres Leben auf einer 1600qm großen Wiese bei Nürnberg gut versorgt von ihrem neuen Besitzer verbringen. Alles war wunderbar, bis ihr Besitzer im Frühjahr dieses Jahres einen Schlaganfall erlitt, auf Dauer in ein Pflegeheim musste und seine Tiere nicht mehr versorgen konnte. Ihre Betreuung übernahm nun der Besitzer der Wiese, Herr R., von dem der Hilferuf gekommen war. Die Wiese hatte nämlich keinen Stromanschluss und auch kein Wasser und da Herr R. selbst nicht mehr der Jüngste ist, sollten Liesl und Biggi ein neues Zuhause bekommen. Und das war schwierig! Mehrere Schäfer wollten die beiden übernehmen, um sie schlachten zu lassen. Das kam natürlich nicht in Frage, deshalb der Hilferuf nach einem Pflegeplatz. Und jetzt trat meine Freundin mit dem großen Netzwerk für Tiere in Not in Aktion. Sie kannte den Gnadenhof „Sternenhof“ in Gößweinstein, der auch Schafe betreut, und erhielt von dort das OK, dass Liesl und Biggi an Weihnachten noch kommen könnten. 


Schafe auf dem Gnadenhof Gößweinstein


Als Frau R. am ersten Weihnachtsfeiertag den beiden Schafen Karotten bringen wollte, waren sie nicht mehr da, einfach verschwunden.  Nach einer Suchaktion auf den Nachbargrundstücken, konnte ihr bisheriger Besitzer befragt werden und dieser gab an, der Schäfer, der die Schafe regelmäßig betreut hatte (Scheren, Klauenschneiden, Entwurmen und vieles mehr) hatte von ihm dafür noch Geld zu bekommen und er habe ihm stattdessen angeboten, die Schafe einfach zu übernehmen. Der Schäfer sollte die Schafe am 25. 12. abholen und sie sollten am 26. 12. geschlachtet werden.
Die Aufregung war groß. Herr R. konnte den Schäfer ausfindig machen und mit Geld und guten Worten überzeugen, dass die Schafe nicht beim Metzger enden dürften, sondern dass sie im Gnadenhof in Gößweinstein  ihr weiteres Leben verbringen sollten.

                  
Alles aussteigen, wir sind da! Liesl und Biggi sind noch etwas misstrauisch
.


Das war das Happy End der Geschichte. Biggi und Liesl wurden zum Sternenhof gefahren, es war für sie eine große Sache, sie hatten noch nie mit anderen Schafen zusammengelebt, zuerst hat man  ein wenig gerauft, aber dann war alles gut und Biggi und Liesl erwartet  nun ein gutes Leben mit tierlieben Menschen und freundlichen Artgenossen.


Sie halten sich noch etwas abseits, da sie keine Schafherde kennen.



Danke an alle, die mitgeholfen haben, ganz besonders an Herrn R., der die ganze Aktion finanziert und dadurch erst möglich gemacht hat.




Danke

Beate Buer-Weber 30. 12. 2018