Wir suchten an Weihnachten 2018 für 2 Betzenschafe ein neues Heim
Am 14. 12.
2018 erhielt ich eine Mail, in welcher mich ein mir unbekannter Mann bat, zwei
Schafe, die seit ungefähr 6 Jahren auf seiner großen Wiese lebten, in „meinem
Gnadenhof“ auf zu nehmen.
Das sind Liesl und Biggy auf der großen Wiese, auf der sie schon seit ungefähr 6 Jahren leben
Wie war er zu meiner Adresse gekommen? Er
hatte im Internet Hilfe für die Schafe gesucht,
das Internet
gab zwar etliche Fehlinformationen, aber letztlich war die Aktion von Erfolg gekrönt. Mein Name ist im Internet bekannt durch
diesen Blog und auch weil ich früher die Homepage unseres Tierschutzvereins
betreut habe. Es stimmt aber nicht, dass
ich einen Gnadenhof betreibe, ich besitze nur einen Hund und eine Schildkröte. Gleichviel, der hilfesuchende Herr R. trug mir
sein Problem vor, ich kenne eine Tierfreundin in der Region, die bei fast allen
Tierschutzproblemen helfen kann, die über ein ungeheuer großes Netzwerk für Tiere in Not verfügt, und so konnte die Rettungsaktion für zwei Kirchweihbetzen
beginnen.
Bevor ich
jetzt weiter erzähle, muss ich allen Nichtfranken erklären, worum es sich
handelt. Ich selbst bin auch keine Fränkin, ich habe mich aber bei einigen
Kennern kundig gemacht: Der Betz, früher ein Schafbock (im Genderzeitalter darf
es jetzt auch ein Schaf sein) muss/darf beim Betzentanz um den Kirchweihbaum
mitmachen. Am Tanz nimmt auch die Kirchweihjugend teil. Während des Tanzes geht
ein Zweig von Paar zu Paar, wenn ein Wecker (heute Smartphone) klingelt, hat
das Paar, das gerade den Zweig hält, den Schafbock gewonnen. Früher ist der Schafbock dann zur Freude
aller geschlachtet und aufgegessen worden. Heute soll er wieder in seinen Stall
zurückkehren dürfen und das Siegerpaar soll eine andere Siegesprämie erhalten.
So weit so gut, bzw. für Tierfreunde nicht ganz so gut. Es wird im
Internet auch über einen Schafbock berichtet, der von dem Kirchweihtrubel so
verstört war, dass er wie tot umfiel
und sich durch kein Leckerchen dazu bewegen ließ, nach dem Tanz mit in das
Festzelt zu ziehen. Eine Freude für die Schafe ist es jedenfalls nicht.
Unsere
beiden Schafe hatten Glück, ein Tierfreund kaufte sie nach dem Betzentanz los
und sie durften ihr weiteres Leben auf einer 1600qm großen Wiese bei Nürnberg
gut versorgt von ihrem neuen Besitzer verbringen. Alles war wunderbar, bis ihr
Besitzer im Frühjahr dieses Jahres einen Schlaganfall erlitt, auf Dauer in ein
Pflegeheim musste und seine Tiere nicht mehr versorgen konnte. Ihre Betreuung
übernahm nun der Besitzer der Wiese, Herr R., von dem der Hilferuf gekommen
war. Die Wiese hatte nämlich keinen Stromanschluss und auch kein Wasser und da
Herr R. selbst nicht mehr der Jüngste ist, sollten Liesl und Biggi ein neues
Zuhause bekommen. Und das war schwierig! Mehrere Schäfer wollten die beiden
übernehmen, um sie schlachten zu lassen. Das kam natürlich nicht in Frage,
deshalb der Hilferuf nach einem Pflegeplatz. Und jetzt trat meine Freundin mit
dem großen Netzwerk für Tiere in Not in Aktion. Sie kannte den Gnadenhof
„Sternenhof“ in Gößweinstein, der auch Schafe betreut, und erhielt von dort das
OK, dass Liesl und Biggi an Weihnachten noch kommen könnten.
Schafe auf dem Gnadenhof Gößweinstein
Als Frau R. am
ersten Weihnachtsfeiertag den beiden Schafen Karotten bringen wollte, waren sie
nicht mehr da, einfach verschwunden. Nach
einer Suchaktion auf den Nachbargrundstücken, konnte ihr bisheriger Besitzer
befragt werden und dieser gab an, der Schäfer, der die Schafe regelmäßig
betreut hatte (Scheren, Klauenschneiden, Entwurmen und vieles mehr) hatte von ihm
dafür noch Geld zu bekommen und er habe ihm stattdessen angeboten, die Schafe
einfach zu übernehmen. Der Schäfer sollte die Schafe am 25. 12. abholen und sie
sollten am 26. 12. geschlachtet werden.
Die
Aufregung war groß. Herr R. konnte den Schäfer ausfindig machen und mit Geld
und guten Worten überzeugen, dass die Schafe nicht beim Metzger enden dürften,
sondern dass sie im Gnadenhof in Gößweinstein ihr
weiteres Leben verbringen sollten.
Alles aussteigen, wir sind da! Liesl und Biggi sind noch etwas misstrauisch
.
.
Das war das
Happy End der Geschichte. Biggi und Liesl wurden zum Sternenhof gefahren, es
war für sie eine große Sache, sie hatten noch nie mit anderen Schafen
zusammengelebt, zuerst hat man ein wenig gerauft, aber dann war alles gut
und Biggi und Liesl erwartet nun ein
gutes Leben mit tierlieben Menschen und freundlichen Artgenossen.
Sie halten sich noch etwas abseits, da sie keine Schafherde kennen.
Danke an
alle, die mitgeholfen haben, ganz besonders an Herrn R., der die ganze Aktion
finanziert und dadurch erst möglich gemacht hat.
Danke
Beate Buer-Weber 30. 12. 2018