Ende November wollte unser Sohn Benni abends noch einmal mit
seinem Freund Holger mit dem Auto wegfahren. Während Benni das Auto startete, stand Holger
noch außen an der Autotür und hörte plötzlich im Radkasten ein unheimlich
flatterndes Geräusch. Benni stoppte und Holger griff beherzt in den Radkasten
und förderte eine Stadttaube heraus, die wohl verletzt war, weil sie nicht
weggeflogen war. Die beiden erinnerten sich auch, dass sie, als sie zum Auto
gingen vor dem Auto eine Katze sitzen sahen. Was war zu tun? Es war
Samstagabend, ein Tierarzt nicht zu erreichen und auch das Tierheim hatte
geschlossen. Also brachten sie die Taube erstmal zu uns ins Haus.
Äußerliche Verletzungen schien sie nicht zu haben, es sah
aber so aus, als könne sie das rechte Füßchen nicht belasten und der rechte
Flügel hing hinunter.
Hier sollte das Täubchen die nächsten Wochen verbringen
Wir setzten sie zuerst einmal in eine große Mörtelwanne mit
Sand, einer Futter- und einer Wasserschale. Die Wanne wurde mit einer Decke zugedeckt, so dass
das Täubchen seine Ruhe hatte. Am nächsten Morgen schauten wir vorsichtig nach unserer
Patientin, sie war nicht sehr ängstlich und hatte auch schon in der
Futterschale gepickt. Bei genauem Hinsehen war zu erkennen, dass sie das rechte
Füsschen in der Tat kaum belastete; wenn sie Schwierigkeiten mit dem
Gleichgewicht hatte, nahm sie ihren rechten Flügel zu Hilfe, spreizte ihn und
stützte sich damit ab.
Ihr Futter: Körner, am liebsten geschälte Sonnenblumenkerne, Haferflocken. Dazu immer frisches Wasser
Also war der Flügel in Ordnung, das rechte Füßchen
vielleicht verstaucht, vielleicht auch nur ein Zeh verletzt. Die Besserung
ihres Zustandes ließ auch vermuten, dass nichts gebrochen war.
Noch sitzt sie am Boden, wo sie ihr Bein nicht so belasten muss
Nach einiger Zeit fing sie an mit den Flügeln zu schlagen, wenn sie am
Rand des Futternapfes saß, ein richtiges
Flugtraining. Allerdings hatte sie wohl nicht die Kraft sich mit den Füßen
abzustoßen, sie konnte also auch bei offener Wanne nicht wegfliegen.
Im Laufe der nächsten Tage wurde sie zutraulicher und wenn
wir eine Generalreinigung der Box machen mussten, ließ sie sich herausnehmen
und saß ganz ruhig auf meinem Schoß..
Sie saß dann auch bevorzugt auf einem umgedrehten Futternapf
als Ersatz für einen „Felsen“, auf dem Tauben zu sitzen pflegen.
Taube auf ihrem "Stein" am 14, 12. 2018
Ihr Flügelschlagen wurde immer kräftiger und dauerte länger,
wir waren sicher, dass sie uns bald gesund verlassen konnte.
Am 17. 12. war es dann so weit. Wir hatten zuvor schon die
Teilabdeckung der Wanne abgenommen und warteten, was geschehen würde. Und dann
war es soweit. Sie startete erfolgreich und landete erst einmal auf dem
benachbarten Bücherschrank.
Dort trippelte sie lange Zeit hin und her
Auf dem Fensterflügel. Unten die Fotografin beim Versuch ein schönes Bild zu machen
Die Freiheit lockte, aber der Mut, das Zimmer endgültig zu
verlassen, fehlte noch.
Als mein Mann dann
in ihre Nähe kam, war ihr das doch nicht ganz geheuer, es siegte die Scheu des Wildtieres.
Ein Schwung hinaus aus dem Fenster und sie saß außen auf der Dachgaube in der
Sonne und da blieb sie noch fast eine Stunde sitzen.
Auf der Dachgaube
Und dann kam der große Augenblick: Über unseren Garten flog ein riesiger
Taubenschwarm, 40 bis 50 Tauben. Kaum war er auf dem Giebel des Nachbarhauses
gelandet, schwang auch unsere Taube sich in die Luft, flog zum Nachbarhaus hinüber
und verschwand in der großen Schar ihrer Gefährten.
Seite, wo sie ursprünglich gelandet ist
Alles Gute für dein weiteres Leben, bleib gesund und hüte
dich auch vor Katzen.
Fotos B. und F. Buer