Landschildkröten
sind Wildtiere und sind am besten da aufgehoben, wo sie
natürlicherweise leben und wo sie alles haben, was sie zum Leben
haben müssen. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, ihnen das alles
in Gefangenschaft zu bieten. Hinzu kommt, dass jede Schildkrötenart
andere Ansprüche hat. Hier geht es um eine Steppenschildkröte,
die u. a. in Kasachstan, Afghanistan und Pakistan vorkommt. Sie
wurde als faustgroßer Winzling zufällig in Neustadt a. d. Aisch
gefunden. Wie sie hierher kam, wissen wir nicht. Sie braucht
Steppenklima, im Sommer heiß und trocken, im Winter kalt und noch
trockener. Sie hält lange Winterschlaf und manchmal auch Sommerruhe
und überbrückt so die lebensfeindlichen Zeiten. Ihr natürlicher
Lebensraum soll mehrere Hektar groß sein. In Freiheit wäre sie bei
uns bald umgekommen.
Freigehege
und Kleinklima
Jetzt hat
sie ein Freigehege von etwa 30 Quadratmetern oder nur noch 0,003
Hektar. Gelegentlich wird sie außerhalb gehütet. Das Gehege wird
von Natursteinen und von einer zur Sonne gerichteten Trockenmauer
begrenzt. Die Steine heizen sich im Sommer auf und verschieben das
Kleinklima im Gehege ein wenig in Richtung Steppenklima. Dazu gehört
auch, dass es im Gehege viel mehr sonnige als schattige Stellen gibt
und vor allem die Pflanzen konsequent kurz gehalten werden. Pflanzen
verdunsten Wasser. Dabei entsteht Verdunstungskälte, die die
Umgebung abkühlt und die Luft relativ feucht hält, was wir im Wald
besonders an heißen Tagen spüren.
Was für
uns der kühle Wald, das ist für Schildkröten der niedrige
Pflanzenwuchs in ihrem Freigehege. Unter ihm bleibt es auch im Sommer
kühl und feucht und der Boden wird kaum erwärmt. Deshalb muss der
Boden regelmäßig oberflächlich mit einer Ziehhacke frei gehackt
und gelockert werden. Wichtig besonders nach Regenwetter. Dann kann
die Sonne den Boden trocknen und aufheizen und so das Kleinklima für
Schildkröten optimieren. Natürlich nie das Freigehege gießen oder
beregnen.
Ein bis
zwei Futterpflanzen bleiben stehen. Löwenzahn und Knoblauchrauke
treiben bald aus ihren Pfahlwurzeln neue Blätter, die besonders gern
gefressen werden. Hinzu kommen die vielen Sämlinge der
Pionierpflanzen (Unkraut), die als Samen im Boden nur darauf warten,
nach dem Hacken endlich keimen zu können. Pro Quadratmeter können
es Tausende sein. Auch sie sind Nahrung für die Landschildkröten
Unterschlupf
für Sommerruhe - nicht für den Winterschlaf
Von Natur
aus gräbt die vierzehige Steppenschildkröte meterlange Gänge bis
sie eine Stelle findet, die ihr zusagt und das macht sie auch bei
uns. Aber bei uns ist es im Winter nicht trocken wie in ihrer
heimatlichen Steppenregion, sondern nass. Es regnet und schneit, der
Boden bleibt feucht und nasser Boden leitet Kälte besonders gut, was
man leicht überprüfen kann, wenn man nasse Kleider anzieht. Der
physikalische Grund ist die sehr hohe „spezifische Wärme“ des
Wassers. Besonders bei schweren Böden wird die Schildkröte deshalb
in der Regel erfrieren und im Frühjahr nicht mehr zu finden sein, da
sie sich schon selbst beerdigt hat. Ein Unterschlupf muss also vor
allem trocken sein.
Einfacher
Unterschlupf
Den Boden
tief lockern und darauf im Laufe des Gartenjahres Zweige und Äste
schichten, auch die vom Weihnachtsbaum, dazu Material aus dem
Häcksler, Herbstlaub, auch Stroh ist brauchbar. Nur keine
Küchenabfälle, Rasenschnitt und anderes wasserreiches
Kompostmaterial, auch wegen der Mäuse, die angelockt werden.
Im
Haufen aus Ästen und Häcksel fühlt sie sich sehr wohl, besonders
auf der Sonnenseite
Auch die Amseln lieben den Haufen, weil er ihnen reichlich Futter
liefert. Die Schildkröte, links, geht schon schlafen.
An der
südlichen, regengeschützten Basis des Haufens kann man noch eine
Betonplatte, die mit Abtönfarbe tiefschwarz gestrichen ist, legen.
Sie heizt sich in der Sonne schnell auf und wird bald von der
Schildkröte als Sonnenplatz entdeckt und geliebt. Liegt unter der
Platte Hartschaum, kann die Wärme nicht schnell in den Boden
entweichen und sie bleibt länger warm.
Gemeinsam wärmen sich die beiden auf der schwarzen Gehwegplatte. Seitlich ist die
Isolierung aus Hartschaum zu sehen, die den Wärmeabfluss in den
Boden bremst.
Hier steht eine weitere schwarze Platte senkrecht am Häckselhaufen.
Zusammen absorbieren und speichern beide Platten noch mehr Wärme
und werden deshalb von der Schildkröte sehr gern besucht.
Komplizierterer
Unterschlupf
Doch warum
einfach, wenn es auch kompliziert geht? Es wird eine ca. 1m x 1m
große Grube etwa 50 cm tief ausgehoben. Den Boden betonieren und die
Wände mit Kalksandsteinen hochmauern, so dass der
„Schildkrötenkeller“ etwa 20 cm aus der Erde herausragt. Diese
solide Konstruktion verhindert, dass sich die Schildkröte einen
Fluchtgang graben kann, was Vierzehenschildkröten sonst auch tun.
Die Mauer außen verputzen und mit Bitumen streichen, damit auf
keinen Fall Wasser eindringen kann. Darauf kommt außen 10 cm
Hartschaumplatte zur Isolierung. Dann wird bis zur Kellerdecke Erde
angeschüttet. Zuletzt wird das Kellergeschoß mit trockenem Buchen-
oder Eichenlaub gefüllt, das schlecht verrottet und daher lange
hält.
Steppenschildkröten graben meterlange Gänge
Auf das
Kellergeschoß wird das getrennt gebaute eigentliche Schildkrötenhaus
gestellt. Die Architektur ist Geschmacksache. Wichtig ist, dass die
Fenster nach Süden zeigen, damit sie morgens die Sonne einfangen und
das Häuschen wie ein Gewächshaus erwärmt wird. Scheiben aus
Kunststoff lassen das wichtige UV-Licht besser durch. Um die Wärme
zu halten, sollte das Haus innen mit Hartschaum isoliert sein. Wer
sich mit Strom auskennt, kann auch einen Neodymstrahler einbauen, der
mit einer Schaltuhr gesteuert wird. So werden kalte und regnerische
Sommerwochen kompensiert.
Auf
das gemauerte Kellergeschoß wird das Haus gestellt. Auch das Dach
wird nur aufgesetzt. So kann man später an alle Teile heran.
Blick ins Innere: unten der gemauerte Keller, darüber das isolierte
Haus und der montierte Neodymstrahler. Die Fleece-Streifen auf dem
Unterbau bewirken, dass das nur aufgesetzte Dach bündig aufliegt.
Das Brettchen am Ausgang (wo gerade das Thermometer liegt)
erleichtert der Schildkröte den Ausstieg aus dem Laub.
Haus und Dach werden in der Werkstatt gebaut und draußen auf den
Keller gestellt.
Der bezugsfertige Neubau liegt in den ersten Sonnenstrahlen. Der
Boden muss noch aufgeschüttet werden. Im Hintergrund die
Trockenmauer.
Dann ist
Einzug. Schon der erste Sonnenstrahl, der in das Haus fällt, lockt
die Schildkröte aus ihrem Bett. Sie sonnt sich oder liegt unter dem
Strahler. Hat sie genug Wärme getankt, geht sie zur Tür hinaus und
abends wieder hinein. Richtig gehaltene Schildkröten erweisen sich
als sehr lernfähig.
Im
ersten Sommer. Die Pflanzen müssen regelmäßig gelichtet werden,
weil es sonst am Boden für die Schildkröte zu schattig, zu feucht
und zu kühl wird.
Schildkröten lernen schnell, wo sie gut schlafen können.
Ich geh' schlafen - gute Nacht! Man gönnt sich ja sonst nichts