In unserem Garten haben wir seit vielen Jahren eine Ecke den Brennnesseln reserviert, weil wir hofften, ein Tagpfauenauge würde sie als Futterpflanze für seine Raupen auswählen. Bisher hatte sich zu unserer Enttäuschung noch nichts getan.
Im Juni dieses Jahres fanden wir an einem Feldrain eine große Anzahl von Brennnesselpflanzen mit den schwarzen Raupen des Tagpfauenauges. Da zu erwarten war, dass der Bauer sie mindestens zum Teil abmähen würde, um sich des "Unkrauts" und des "Ungeziefers" zu entledigen, brachen wir einige Stängel mit Raupen ab und legten sie zu Hause zwischen unsere Brennnessel. Die Umsiedlung machte keinerlei Probleme, innerhalb weniger Stunden hatten die Raupen ihre neue Umgebung erobert, sie machten Gespinste und häuteten sich.
Im Laufe der nächsten Zeit fiel uns aber auf, dass sich die Zahl der Raupen drastisch verringerte. Nur noch einzelne kletterten auf den Brennnesselstängeln und -blättern umher. Die Ursache war bald gefunden: Unser Star, der in unmittelbarer Nachbarschaft auf der Birke wohnt, fütterte seine Kinder damit und pflückte sich eine Raupe nach der anderen ab. So war das nun nicht gedacht. Um die letzten Raupen zu retten, stellten wir einige Pflanzenstängel in ein ehemaliges Terrarium, wo wir sie weiter beobachten konnten. Innerhalb weniger Tage verpuppten sich unsere vier verbliebenen Raupen zu wunderschönen hellgrünen Puppen mit golden Pünktchen.
Genau eine Woche später schlüpfte der erste Schmetterling und in der folgenden Nacht die restlichen drei. Sie ließen uns keine Zeit, sie anzusehen oder ein schönes Foto zu machen. Kaum wurde das Türchen zur Freiheit geöffnet, starteten sie in den blauen Himmel.