Auch im Sommer 2019 gab es wieder Nachwuchs bei den Stockenten auf der kleinen Insel in unserem
Gartenteich.
Bereits in den ersten Märztagen 2019 fanden sich Vater und
Mutter Stockente in unserem Garten ein, um zu überprüfen, ob er wieder als
Kinderstube geeignet war.
Beide haben im Juli
2017 hier das Licht der Welt erblickt. Es gab damals nur 6 Küken und sie blieben
nach dem Schlüpfen bei uns bis sie im Herbst flügge wurden. Danach kamen sie
alle paar Tage für einige Stunden, wahrscheinlich um sich ihr Futter abzuholen,
mit dem wir während der ganzen Aufzuchtzeit die Familie unterstützt hatten.
. Im
Frühjahr 2018 tat sich wieder ein Paar zusammen und bekam Nachwuchs in unserem Gartenteich, ebenfalls 6 Küken. Auch sie blieben bis sie fliegen konnten in unserem Garten.
Die Stockenteneltern, die 2017 in unserem Garten das Licht der Welt erblickten.
Woher wir wissen wie sie zusammengehörten, wo sie doch alle
gleich aussehen? Es ist recht einfach, auch wenn sie kein besonderes
körperliches Merkmal besitzen, mit dem man sie identifizieren kann.
Die Mutter ist immer sehr zahm, lässt den Menschen ganz nahe
heran kommen, weil sie ja Futter für ihre Kinder und natürlich auch für sich haben will. Der Vater ist nicht ganz so zutraulich, er bleibt eher im Hintergrund,
ist aber dennoch recht vertraut. Im Vergleich dazu sind fremde Erpel, auch die
Onkels, die natürlich gelegentlich zu
Besuch kommen, sehr ängstlich und scheu und fliegen sofort weg, wenn sich ein Mensch nähert.
Die frisch geschlüpfte Entchen
Am 28. April 2019 erscheinen die ersten Entchen. Die Mutter
hat auf der schilfbewachsenen Insel gebrütet und ist absolut unsichtbar, auch
wenn wir ein Fernglas zu Hilfe nehmen. Gegen Abend scheinen sie alle geschlüpft
zu sein und purzeln nach einander ins Wasser.
Das Jüngste wäre fast ertrunken
Wir schauen fasziniert zu, es werden immer mehr. Plötzlich
erschrickt mein Mann, ein Entchen – wahrscheinlich das letzte – ist
untergegangen, es gelingt ihm auch nicht, sich auf die Insel zu retten. Mein
Mann steigt ins Wasser und holt es mit einem Kescher heraus. Es ist das
Jüngste, es hat wohl nicht genug Zeit gehabt, um sich zu akklimatisieren. Es
ist ganz nass, die Federchen sind verklebt.
Gerettet!
Wir bringen es ins Haus, setzen es in ein improvisiertes
Nest und lassen es die ganze Nacht über von einer Wärmelampe bescheinen. Am
nächsten Morgen ist es wieder trocken, die Federchen sind flauschig, es ist
guter Dinge. Wir bringen es schnell zur Mama und zu den Geschwistern, es gibt
keine Probleme, das Kleine wird ohne Schwierigkeiten in die Geschwistergruppe
aufgenommen. Es bleibt aber währen der ganzen Zeit bei uns immer das Kleinste.
Erster Ausflug zum zweiten Gartenteich am 29.4.2019
Bereits am nächsten Tag macht die Entenmutter mit
ihren Kindern den ersten längeren Spaziergang zum Gartenteich auf der anderen
Seite des Hauses. Es ist ein Weg von mindestens 20 m. Dort ist die Küchentür.
Wenn die Mutter nur laut genug ruft, kommt sicher ein Mensch, der ihr und den
Kindern Futter bringt. Der kleine Weiher, in dem sie das Licht der Welt
erblickt haben, liegt nahe des Hauseingangs. Auch dorthin kann man sich wenden, wenn
man Hunger hat, man muss nur laut genug quaken. Hier findet man aber auch
Hilfe, wenn man bedroht wird, wenn die Nachbarkatzen am Ufer lauern oder wenn
fremde Erpel landen. Die Entenmutter zetert bei solchen Störungen lautstark. Es
ist das gleiche Phänomen wie bei jungen Eltern, wenn sie das Baby im Babyfon
hören! Man ist geeicht auf diese Töne und bringt sofort Hilfe. Mit den Nachbarn
ist abgesprochen, dass ich, wenn Not an Mann ist, die beiden Katzen mit
Armeschwenken und lautem Geschrei verjagen darf.
Sie haben mir das beide aber nicht übel genommen. Jetzt
nachdem die Entchen weg sind, belauern sie unsere Schildkröte auf ihren
Wanderungen. Nur diese stört sich nicht daran!
Wenn man dann glücklich wieder zuhause ist, wird ein
Mittagsschläfchen fällig. Die Mutter breitet ihre Flügel aus und die ganze
Bande verschwindet darunter. Dabei hat die Mama aber immer ein Auge offen,
damit sie von keiner Gefahr überrascht wird.
Vater und Mutter und alle Kinder zusammen auf dem Teich
Der Papa ist auch beim Mittagsschlaf dabei
Der Entenvater ist oft bei seiner großen Familie. Es stimmt
nicht, dass die Väter sich nicht kümmern, er dreht auf dem Teich seine Runden
und sitzt auch am Ufer bei Mutter und Kindern. Natürlich ist er nicht den
ganzen Tag dabei, aber er kommt immer wieder und bleibt dann für einige Zeit.
Einmal hatte ich ein erstaunliches Erlebnis:
Plötzlich quakte die Entenmama laut und verzweifelt, weil
ein fremder Erpel ihm Teich gelandet war. Es ist bekannt, dass Erpel rabiate
Liebhaber sein können, die auch nicht davor zurückschrecken, ein Junges zu
ertränken, wenn es ihn gerade stört. Die Mutter brauchte sofortige Hilfe. Mit
meinem Geschrei konnte ich ihn aus dem Teich verjagen, er blieb jedoch wenig
beeindruckt am Ufer sitzen. Es war abzuwarten, dass er sofort zum Angriff
übergehen würde, wenn ich den Rücken drehte. Die Mutter lief weiterhin lautstark
quakend zwischen ihm und mir hin und her. Sie merkte wohl, dass ich keine so
gute Hilfe war. Plötzlich startete sie und flog weg. Ich blieb im Garten, weil
ich Angst um „unsere“ Entchen hatte, die sich mitten auf dem Teich zusammen
scharten. Der fremde Erpel blieb auch. Weiter passierte nichts. Nach ungefähr
einer Viertelstunde kam die Entenmutter
mit ihrem Partner zurück, sie landeten mit rauschenden Flügeln auf dem
Wasser, der Entenvater ging sofort zum Angriff über, der fremde Erpel machte
sich aus dem Staub. Der Friede war wieder hergestellt. Ich überlege heute noch,
woher und wie sie wusste, wo sie ihren Partner finden kann und wie er die
Situation so schnell begriffen hat. Man kann daraus aber den Schluss ziehen,
dass in Fachbüchern nicht alles stimmt, was so berichtet wird. Er war
keineswegs die ganze Zeit mit einer Junggesellengruppe unterwegs, er kam oft zu
seiner Familie und blieb für einige Zeit. Dann flog er im Tiefflug die Straße entlang
und an der nächsten Kreuzung zog er steil nach oben. Ein Storch hätte nicht
mehr Aufsehen erregen können!
Rückkehr nach dem Ausflug
Und
nun zum Schluss, das hoffentlich für die Entchen gute, für uns aber traurige
Ende der Geschichte:
Obwohl wir den ganzen Garten ententauglich gemacht haben, z. B. die Wege frei
geschnitten haben, damit sie von keinen Fressfeinden überrascht werden, haben sie ganz plötzlich am 12. Tag unseren Garten verlassen. Niemand hat gesehen, wie sie mit der Mutter losgewandert sind.
Wir hoffen nur, dass sie glücklich an einem neuen Teich angekommen
sind. Dass sie beim Weg durch die Stadt nicht überfahren wurden, dass keines
der Geschwister unterwegs verloren ging.
Die Teiche in der näheren Umgebung, haben wir abgesucht, unsere Entenkinder waren nirgends zu finden.
Das ist Mutter Natur!
Wir haben lange überlegt, warum die Mutter, die selbst hier
in unserem Garten aufwuchs bis sie flügge wurde und die ihre erste Brut
ebenfalls hier großzog, mit den Kindern der zweiten Brut plötzlich weggegangen
ist. In unserem Garten sind seit 2015 drei Bruten mit 11 oder 12 Küken geschlüpft
und drei mit 6 Küken, also insgesamt ca.
51 Küken.
Wir können es uns nur
so erklären: Wenn es 11 oder 12 Küken waren, ist die Entenmutter innerhalb von
2 Wochen mit ihren Kindern weggegangen. Waren es 6 Entchen, dann sind sie hier
geblieben. Man könnte daraus schließen, dass das Nahrungsangbot in unserem
Garten trotz Zufütterung einfach doch zu gering war für 11 Küken. Die
sonstigen äußeren Umstände waren gleich geblieben.
Dr. Beate Buer-Weber
5. August 2019