30. September 2009

Eine gute Nachricht vom Tierschutz!

Die Produktion von Stopfleber geht zurück!
Wie VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz - in seinem Report 2/2009 berichtet, hat der größte Gänsestopfleberproduzent der Welt, Pannon Lud, in Kooperation mit VIER PFOTEN den Betrieb der Stopfleberproduktion eingestellt. Wirtschaftlich wird nun völlig auf verantwortliche Freilandhaltung von Gänsen und Enten gesetzt.
Die Hersteller erkennen zunehmend, dass das Geschäft mit der Tierquälerei keine Zukunft hat. Hunderttausenden Gänsen und Enten bleibt nun das grausame Schicksal der Stopfmast erspart.

Ich selbst habe als Kind im Badischen gelebt, in der Nähe des Elsass. Nach dem Krieg hat jeder Haushalt selbstverständlich seine eigenen Hühner und auch ein paar Gänse gehalten. Die älteren Frauen - auch meine Großmutter - haben die Gänse noch gestopft. Und schon als Kindergartenkind konnte ich erkennen und nachfühlen, wie sehr die Gans gequält wurden, wenn meine Oma sie zwischen die Knie klemmte und ihr mit der Hand das Futter in den Schnabel stopfte.

Für die Genießer von Gänse- und Entenstopfleber, denen das Leid der Tiere gleichgültig ist, sei noch hinzugefügt, dass die Leber einer gestopften Gans ein hochgradig krankes Organ ist! Wer möchte das wohl essen und dafür noch einen Luxuspreis bezahlen? Wir finden die Erkrankung auch beim Menschen, bei Über- und Fehlernährung, Alkoholmissbrauch und Stoffwechselstörungen, wie zum Beispiel beim Diabetes.

Diese Gänse hatten ein schönes Leben - auch wenn sie letztlich als Martini- oder Weihnachtsgans enden.
B-W.

27. September 2009

Das Katzenelend - Es ist durch Kastration leicht zu stoppen.

Im Jahr 2008 wurden 206 Katzen in ein kleines Tierheim gebracht. Sie wurden herrenlos aufgegriffen. Nur ganze 7 davon holten ihre Besitzer wieder ab. Zusätzlich wurden weitere 40 Katzen abgegeben, weil ihre Besitzer ins Altenheim mussten oder starben oder weil man ihrer einfach überdrüssig war oder Tierarztkosten scheute. Oder es waren die unerwünschten Katzenjungen, weil man die Katze nicht kastrieren ließ. Nach uns die Sintflut, das Tierheim wird es schon richten!

Aber wie sieht das aus Sicht der Katzen aus? Viele, die von Tierfreunden eingefangen werden, sind krank. Sie leiden unter Parasiten wie Flöhen, Ohrmilben und Würmern und unter chronischen Infektionskrankheiten wie dem Katzenschnupfen, der auftritt, wenn die Katze nicht geimpft ist. Bei chronischem Verlauf treten schmerzhafte Geschwüre auf der Zungenoberfläche auf, die das Fressen unmöglich machen. Der Befall der Augenbindehaut kann zum Verlust des Auges führen. Vor allen Katzen, die schon lange halb wild leben mussten, sind meist in einem miserablen gesundheitlichen Zustand, abgemagert, ausgetrocknet und können sich manchmal kaum auf den Beinen halten. Solche Katzen werden im Tierheim versorgt, medizinisch behandelt und manchmal zum Teil rund um die Uhr wieder aufgepäppelt. Alle Katzen und Kater, die aufgenommen werden, werden kastriert. Gelegentlich werden auch Katzen, die so verwildert sind, dass sie nicht mehr vermittelt werden können, kastriert und dann wieder an ihrem Fundort freigelassen, wenn gesichert ist, dass jemand sie regelmäßig füttert.

Ein großer Teil dieser herrenlosen Katzen kommt auf aus landwirtschaftlichen Betrieben. Zunächst werden ein paar dieser Mäusejäger angesiedelt und wenn sie nicht kastrieren werden, vermehren sie sich explosionsartig. Daran sollte Katzenfreunde immer denken: Wenn ein Katzenpaar zweimal im Jahr Nachwuchs bekommt und pro Wurf nur 3 Kätzchen überleben, dann sind es nach 1 Jahr etwa ein Dutzend und nach 5 Jahren 12.000 Katzen! Aber auch in Städten vegetieren viele streunende Katzen. Dem Nürnberger Tierheim wurden allein in diesen Sommermonaten 500 Katzen gebracht! In München oder Berlin müssen sich große Tierschutzverbände wie Aktion Tier – Menschen für Tiere e. V. mit „Aktion Kitty“ oder Vier Pfoten – Stiftung für den Tierschutz mit der „Stray Animal Care - Hilfe für Streunertiere“ um diese Katzen kümmern.

Da solche streunenden Tiere natürlich auch nicht geimpft werden, fallen Tausende von ihnen Seuchen zum Opfer, das Leid der Katzen wird unüberschaubar. Viele der Streunerkatzen hatten früher ein Zuhause, haben sich verirrt, sind davongelaufen oder wurden ausgesetzt. Sie bleiben für immer Hauskatzen und sind - im Gegensatz zu echten Wildkatzen - auf menschliche Hilfe angewiesen.

Von diesen Katzen sind fast alle nicht kastriert und das ist der Anfang allen Elends. Und deshalb ist die Kastration das A und O, um das Katzenelend endlich zu stoppen. Der ideale Zeitraum dafür ist bei Katzen der 4. oder 5. Monat und bei Katern ab dem 6. Monat. Dass Katzen vor der Kastration besser einmal trächtig werden sollten, ist ein verbreitetes Märchen. Die Tierschutzvereine appellieren deshalb an alle Katzenbesitzer: „Stoppen Sie das Katzenelend und lassen Sie Ihre Katzen rechtzeitig kastrieren!“

B-W.

11. August 2009

Elstern - Schluss mit den falschen Vorurteilen!


Mehr Elstern und trotzdem mehr Kleinvögel



Elster
(Zeichnung nach Savage, 1995, aus Kooiker/Buckow, Die Elster, 1999)

Elstern räubern Nester von Amseln und anderen Kleinvögeln aus. Sie leiden unter den Elstern, das stimmt. Aber warum werden dann die Kleinvögel in einer Stadt nicht weniger, sondern nehmen sogar noch zu, obwohl sich die Elstern um das Vierfache vermehrt haben? Weil etwas falsch ist an unserem Bild von der Elster.
Der Ornithologe Dr. Gerhard Kooiker hat von 1984 bis 1998 in der Großstadt Osnabrück die Entwicklung von 18 Stadtvogelarten und die der Elstern auf einer Fläche von 23,6 km2 untersucht. Erfasst wurden die Paare von Ringel- und Türkentauben und 16 kleinen Singvogelarten, wie z. B. Meisen, Rotkehlchen, Buchfinken und Amseln. 1985 zählte er 73 Elsternpaare und 1997 waren es 287 – also 214 Elsternpaare mehr! In der gleichen Zeit nahmen die 18 untersuchten Stadtvogelarten um 42 Prozent zu. Nur die Buchfinken nahmen um 25 Prozent ab, warum konnte nicht geklärt werden, denn es gibt viele Ursachen für Bestandsschwankungen. An den Elstern wird es aber weniger gelegen haben, denn sonst hätten die anderen 17 Vogelarten nicht um 42 Prozent zugenommen.

Viele Gründe für Populationsschwankungen

Warum es einmal mehr und einmal weniger Vögel einer Art gibt, ist letztlich fast immer unbekannt. Es kann am veränderten Lebensraum liegen, am Wetter oder Klima, am Nahrungsangebot, an Parasiten oder Seuchen, an der Konkurrenz durch andere Vogelarten, an Beutegreifern und Nesträubern, an inneren Ursachen und vielen anderen Faktoren, die sich auch noch überlagern, verstärken oder abschwächen können. Außerdem sind ganz sicher noch viele unbekannt, denn sonst könnten nicht immer wieder neue entdeckt werden. Andererseits ist offensichtlich, dass Wasservögel ohne Wasser keine Chance haben und ohne brauchbare Nahrung kein Vogel leben kann.

Rotte niemals Deine Opfer aus!

Elstern sind Allesfresser, wie Ratten und Menschen auch. Das hat den großen Vorteil, dass es immer irgendetwas gibt und schlechte durch gute Nahrung kompensiert werden kann. Deshalb predigt man uns Menschen Mischkost und deshalb macht uns einseitige Ernährung krank. Bei Elstern besteht die Mischkost aus Würmern, Spinnen, Insekten, Mäusen, Fischen, Vögeln, Aas, Getreidekörnern, Wildkrautsamen, Früchten, Vogelfutter, Hundefutter, Hühnerfutter, Schulbroten, Abfällen und allem, was ihnen sonst noch als essbar erscheint. Jungvögel und Vogeleier machen maximal drei bis vier Prozent aus und das auch nur während der kurzen Brutzeit. Aber es stimmt schon, aus der Sicht ihrer lebenden Futtertiere, also auch aus der Sicht der Vogelbrut, sind Elstern Räuber, auch wenn sie oft nur kranke oder unvorsichtige Tiere erwischen. Doch für alle Räuber gilt eine eherne Regel und die lautet: Rotte niemals Deine Beutetiere aus, denn sonst kannst Du nichts mehr räubern und rottest Dich selber aus. Wer je als Räuber dagegen verstoßen hat, ist ausgestorben und wird auch künftig aussterben. Deshalb gibt es solche Räuber nicht und deshalb machen auch die Elstern das nicht. Sogar unser Steuerstaat kommt an dieser Regel nicht vorbei. Schon jetzt reagieren seine Opfer mit Steuerflucht, Steuerhinterziehung und unstillbarer Lust am Steuern sparen.


Flügel einer geschossenen Elster. Die obere kleine Endfeder hat viel Weiß, woran man eine mehrjährige Elster erkennt. Junge haben mehr Schwarz in dieser und anderen Federn.


Städte sind Oasen der Artenvielfalt und ohne Jagd


Aber warum werden nun die Elstern mehr und die Kleinvögel auch? Darüber können wir nur spekulieren. Offensichtlich aber haben sich für Elstern und Kleinvögel die Lebensumstände in den Städten verbessert und dazu gehört auch das bessere Nahrungsangebot dort und dass Elstern nicht gejagt werden können. Dafür aber im Umland und so nennt der Landesjagdbericht für Niedersachsen unglaubliche 31.712 abgeschossene Elstern allein in 2003. Pro Jahr werden in Deutschland über zwei Millionen Vögel abgeschossen, darunter 324.000 Rabenvögel, also Elstern, Eichelhäher und Krähen. Immer wieder wird gegen diese unsinnige Tierquälerei protestiert. Lesen Sie dazu den Brief der Deutschen Zoologischen Gesellschaft an die Bundesregierung vom 23. 3. 2001 im Anhang. Weil in den Städten kaum gejagt wird, wurden sie zu Fluchtburgen und sind heute Oasen der Artenvielfalt, wenn man sie mit den landwirtschaftlichen Flächen des Umlandes vergleicht. Und davon profitieren alle Tiere in der Stadt gleichermaßen, Kleinvögel und Elstern auch, weil in der Natur alles mit allem zusammenhängt.

Diebische Menschen, aber keine diebischen Elstern

Menschen sind diebisch, das beweist die Statistik. Für 2007 nennt sie 56.342 Diebstähle von Menschen allein in Deutschland. Wer noch nie gestohlen hat, sei nur noch nie erwischt worden, sagt man. Für Elstern ist nichts dergleichen nachgewiesen. Der Fotograf, der das berühmte Foto eines Elsternnestes, das mit edlen Sonnenbrillen und silbernen Teelöffeln garniert war, an eine dankbare süddeutsche Jägerzeitschrift gegeben hatte, gab nach Jahren zu, es gefälscht zu haben. Wir glauben eben, was zu unseren Vorurteilen passt. Richtig ist, dass viele Vögel aber auch Menschen durch Glitzerndes angelockt werden, es gern aufheben und mitnehmen. Auch Elstern machen das so, und so kann Glitzerndes ins Elsternnest geraten oder bei uns in die Vitrine. Diebstahl ist das nicht.

Elstern als Nestbaumeister


Elsternnest mit Dach


Das Elsternnest sieht wie eine aus Ästen gebaute Kugel aus. Das ist sie auch und schützt Eier und Nestlinge vor Nesträubern, unter denen auch die Elstern leiden. Die Kugelform betrifft aber nur das Äußere. Im Inneren bauen die Elstern eine Nistmulde, darüber ein Schutzdach und ein enges Schlupfloch. Manchmal und wenn man genau hinsieht, erkennt man das Dach über dem eigentlichen Nest. Die Nistmulde wird mit Lehm ausgekleidet und so besonders stabil. Das Elsternnest ist ein Kunstwerk, wie Kooiker schreibt. Ein von ihm und Claudia Verena Buckow untersuchtes Elsternnest wog 4.400 g. Davon wog das Außennest 1.750 g, der Lehmnapf 2.500 g, das grobe Innennest 60 g und das feine Innennest 20 g. Er zählte 410 Zweige und sechs Stücke Zaundraht.
Doch es kommt noch besser. Kooiker fand 2003 im Baikalgebiet in Mittelsibirien bei dem burjatischen Dorf Sarma Elsternnester, die fast ganz aus Draht gebaut waren! Die Drahtstücke stammten von einer aufgegebenen Fischfabrik und lagen überall herum. 299 Drahtstücke zählte er in einem Nest, 95 Prozent aus Aluminium und 4 Prozent aus Eisen. Gesamtgewicht : 4.215 g. Eines der Drahtnester wurde der pädagogischen Hochschule Irkutsch als Schaustück übergeben.

Kluge Elstern

Wie Inelligenz entsteht, ist umstritten. Zwar gehört ein Gehirn wohl dazu, aber an seiner Größe allein kann es kaum liegen, denn die Neandertaler hatten größere Gehirne als wir und Computergehirne werden immer kleiner und trotzdem immer leistungsfähiger. Das Gehirn einer Elster wiegt sogar nur mickerige 15 g. Es hat kein Großhirn (Neocortex) so wie wir und steuert trotzdem ein perfektes Wesen, das es schon länger gibt als den Homo sapiens.
Elstern haben längst gelernt, dass unsere Autos ihnen laufend Futter vorwerfen, überfahrene Vögel, Mäuse, Igel, Hasen und unzählige Insekten. Also warten sie einfach am Straßenrand. Warum sollen sie auch mühsam Futter suchen und sich anstrengen, wenn es auch ohne Arbeit geht? Unser Sozialstaat lässt grüßen. Deshalb sehen wir vom Auto aus häufig Elstern und auch ihre Nester. Das täuscht übrigens viel mehr Elstern vor als es tatsächlich gibt. Glaubwürdige Freunde aus Berlin beobachteten Jahr für Jahr Elstern, die Nüsse bei Rot für Autos auf einen Zebrastreifen legen, sie bei Grün von den Autos knacken lassen und wenn die Autos bei Rot wieder warten müssen, den Nussbruch verzehren. Andere für sich arbeiten lassen, das ist eindeutig intelligent.
Wir Menschen haben ein Ich-Gefühl und erkennen uns im Spiegel. Tiere können das natürlich nicht, glaubte man, es sind ja nur Tiere. Dabei ist es kaum möglich zu erraten, was in den Köpfen anderer vorgeht. Doch auch Elstern und andere Vögel haben vermutlich ein Ich-Gefühl. In raffinierten Versuchen konnten das Forscher wie Helmut Prior und Onur Güntürkün zeigen. Sie ließen Elstern in einen Spiegel sehen und sahen, wie sie sich vor dem Spiegel so hin und her bewegten, als „wollten sie sich der Übereinstimmung der Bewegungen ihres Körpers mit denen des Spiegelbilds vergewissern.“ Als sie den Elstern heimlich einen gelben Farbfleck an die Brust praktizierten, da schauten sie sich den Fleck interessiert an und nestelten mit dem Schnabel am dem Fleck herum, ähnlich wie wir, wenn wir im Spiegel einen Fleck am Kragen entdecken. Elstern wissen also, wer sie sind und dass es sie gibt, so wie wir Menschen auch.


Elster betrachtet im Spiegel einen gelben Fleck an ihrer Kehle
(aus Prior und Güntürkün, 2008)


Quellen:
Protest der Deutschen Zoologischen Gesellschaft:
http://www.rabenvoegel.de/protest_gegen_jagd.htm
Bährmann, U., Die Elster. Die Neue Brehm-Bücherei. Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt, 1968.
Beckmann, H., Protest der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. http://www.rabenvoegel.de/protest_gegen_jagd,htm, 2001.
Bezzel, E., Deutsche Jäger schießen über 2 Millionen Vögel jährlich – warum eigentlich? Der Falke, 54, S. 234-235, 2007.
Kooiker, G., Brutbestandsentwicklung der Elster (Pica pica) in Osnabrück von 1984 bis 2005. Vogelkundliche Berichte Niedersachsen 38, 91-99, 2006.
Kooiker, G. u. Buckow, C.V., Die Elster, ein Rabenvogel im Visier. Sammlung Vogelkunde, Aula Verlag, Wiebelsheim, 1999.
Kooiker, G. Elsternnester aus Draht. Der Falke, 51, S. 356, 2004.
Prior, H. u. Güntürkün, O., Elstern: Selbsterkennung im Spiegel, Biologie in Unserer Zeit, 5/2008, S. 282
F.B.

21. Juli 2009

Von der Raupe zum Schmetterling.

In unserem Garten haben wir seit vielen Jahren eine Ecke den Brennnesseln reserviert, weil wir hofften, ein Tagpfauenauge würde sie als Futterpflanze für seine Raupen auswählen. Bisher hatte sich zu unserer Enttäuschung noch nichts getan.
Im Juni dieses Jahres fanden wir an einem Feldrain eine große Anzahl von Brennnesselpflanzen mit den schwarzen Raupen des Tagpfauenauges. Da zu erwarten war, dass der Bauer sie mindestens zum Teil abmähen würde, um sich des "Unkrauts" und des "Ungeziefers" zu entledigen, brachen wir einige Stängel mit Raupen ab und legten sie zu Hause zwischen unsere Brennnessel. Die Umsiedlung machte keinerlei Probleme, innerhalb weniger Stunden hatten die Raupen ihre neue Umgebung erobert, sie machten Gespinste und häuteten sich.

Raupen des Tagpfauenauges am 15. Juni 2009

Im Laufe der nächsten Zeit fiel uns aber auf, dass sich die Zahl der Raupen drastisch verringerte. Nur noch einzelne kletterten auf den Brennnesselstängeln und -blättern umher. Die Ursache war bald gefunden: Unser Star, der in unmittelbarer Nachbarschaft auf der Birke wohnt, fütterte seine Kinder damit und pflückte sich eine Raupe nach der anderen ab. So war das nun nicht gedacht. Um die letzten Raupen zu retten, stellten wir einige Pflanzenstängel in ein ehemaliges Terrarium, wo wir sie weiter beobachten konnten. Innerhalb weniger Tage verpuppten sich unsere vier verbliebenen Raupen zu wunderschönen hellgrünen Puppen mit golden Pünktchen.

Puppen des Tagpfauenauges am 28. Juni 2009

Genau eine Woche später schlüpfte der erste Schmetterling und in der folgenden Nacht die restlichen drei. Sie ließen uns keine Zeit, sie anzusehen oder ein schönes Foto zu machen. Kaum wurde das Türchen zur Freiheit geöffnet, starteten sie in den blauen Himmel.

Drei frisch geschlüpfte Schmetterlinge am 5. Juli 2009


Gleich startet er in die Freiheit

Wir hofften aber, sie bald wieder in unserem Garten zu treffen, wenn der Sommerflieder, der Wasserdost und die kleinblütigen Sonnenblumen wieder blühen.
So war es auch! Zehn Tage später flatterten zahllose Schmetterlinge über den Blüten unseres Staudenbeetes. Unsere vier Tagpfauenaugen werden wohl auch dabei sein.


Tagpfauenauge

28. Juni 2009

Futterpflanzen, die Schildkröten gerne fressen.

Zum Glück sind die Zeiten vorbei, in welchen Schildkröten überwiegend mit eingeweichtem Brot, mit Katzenfutter aus der Dose und Salat und Obst aus dem Garten gefüttert wurden. Jeder verantwortungsvolle Schildkrötenzüchter oder Tierarzt gibt seinen Kunden Listen von Wildpflanzen mit, aus welchen man sehen kann, was für die Schildkröten gesund ist und auf welches Futter man besser verzichten sollte, weil es nicht dem Futterangebot des natürlichen Lebensraumes der Schildkröten entspricht

Hier treten nun zwei Probleme auf: Wer kennt die aufgelisteten Wildkräuter, z. B. Giersch und Gänsedistel und wer weiß, wo sie wachsen, wenn er nicht selbst einen weitgehend naturbelassenen Garten hat, in welchem neben dem englischen Rasen auch Platz für sogenanntes "Unkraut" ist. Wildkräuter kann man in Stadtparks finden, an Waldrändern und überall, wo keine Herbizide angewandt werden. An Wegrändern neben Feldern und Wiesen wird man kaum etwas finden. Diese Wildkräuter sind auch durch Düngung zu sehr belastet.
Ideal ist, wenn die Schildkröte im Garten (unter Aufsicht) ihr Futter selbst suchen kann. Ansonsten muss man ihr, wenn man ihre Ernährung umstellen will, das, was für sie gut ist, eben immer wieder anbieten. Schildkröten sind sehr eigen, wenn sie ein bestimmtes Futter gewöhnt sind. Etwas Neues lehnen sie meist erst einmal ab. Wie Kinder, die ihr gewohntes Nutellabrot nicht gegen Gurkenschnittchen tauschen wollen, auch wenn sie noch so gesund sind.

Man darf außerdem nicht vergessen, dass die Schildkröten auch auf eine ausreichende Kalziumversorgung angewiesen sind. In freier Natur geschieht dies über mineralhaltigen Boden, Knochen oder Schneckenhäuser. In menschlicher Obhut sollten Sepiaschulp, abgekochte Eierschalen (das Eihäutchen innen soll danach entfernt werden) oder auch leere Schneckenhäuser oder Muschelschalen zum Benagen angeboten werden.

Löwenzahn wird von allen Schildkröten sehr gerne gefressen, den kennt jeder. Auch Klee ist eine beliebte Futterpflanze. Einige weitere Pflanzen, die sie gerne verspeisen, möchte ich hier abbilden.
Klatschmohn

Blatt von wildem Wein

Mauerpfeffer

Schildkröte mit Habichtskraut

Eine andere Sedum (Mauerpfeffer) Art

Spitzwegerich

Breitblättriger Wegerich

Gänsedistel/Sonchus

Milchsaft von Sonchusarten - frisch weiß, später bräunlich

Giersch

Schildkröte mit zerkleinerten Eierschalen
zur Deckung des Kalziumbedarfs

 
Vermehrung von Futterpflanzen

Die Knoblauchrauke hat eine Pfahlwurzel. Zu Verpflanzen schneidet man das Laub zurück und steckt die Wurzel in ein vorgebohrtes Loch in den Boden. Einmal angießen reicht.



Der Löwenzahn hat auch eine Pfahlwurzel. Verpflanzen geht wie bei der Knoblauchrauke. Zusätzlich kann man die Pfahlwurzel in fingerlange Stücke schneiden und sie in den Boden stecken, möglichst mit dem ursprünglich unteren Ende nach unten. Diese Wurzelstecklinge entwickeln sich zu ganzen Pflanzen. Deshalb kann man den Löwenzahn auch bedenkenlos abhacken. Er treibt immer wieder frisches Laub, was die Schildkröten gern fressen.



13. April 2009

Komposthaufen und Tierschutz

Was hat ein Komposthaufen mit Tierschutz zu tun? Sehen Sie sich diese Käfer an. Der eine ist ein Nashornkäfer und zwar ein Männchen, der andere ein Weibchen mit nur angedeuteten „Nashörnern“. Und die zwei übereinander sind Rosenkäfer bei der „Käferproduktion“, die allerdings anders funktioniert als seinerzeit bei VW. Nashornkäfer sind etwa 3 - 4 cm groß, Rosenkäfer ein wenig kleiner, aber immer noch viel größer als die meisten anderen Käfer. Beide können fliegen, wenn auch nicht besonders gut, doch mit eindrucksvoll tiefem Brummen und erscheinen im Sommer bei sonnigem Wetter.

Männchen des Nashornkäfers

Weiblicher Nashornkäfer

Rosenkäfer bei der Paarung

Doch wo sind sie vorher? Sie leben als Larven in Komposthaufen verborgen und überall da, wo größere Mengen an Pflanzenresten liegen und zerfallen. Von diesen Pflanzenresten ernähren sie sich und helfen sie zu kompostieren. Diese Engerlinge ähneln den Käfern überhaupt nicht und ihr gekrümmter Körper erscheint prall und fett und ist bis auf den dunklen braunen Kopf ganz weiß. Erst wenn der Kompost umgesetzt wird, fallen sie auf und mancher ist erschrocken. Dabei kann man sie unbesorgt anfassen und auch sonst sind sie ganz harmlos.

Engerling des Rosenkäfers

Deshalb bitte nicht erschlagen, denn sie verpuppen sich irgendwann, oft erst nach Monaten oder gar Jahren und aus den Puppen schlüpfen dann die Käfer! Die Puppen sind ganz unscheinbar und sehen wie Erdklumpen aus, sind aber innen mit Seide ausgesponnen. In der Puppe verwandelt sich der Engerling in einen prachtvollen Käfer, wie im Märchen der Frosch in einen Prinzen!

Rosenkäferpuppen. Eine ist aufgeschnitten und der Engerling auf dem Weg zum Rosenkäfer ist zusehen.

Was tun, wenn man Engerlinge oder Puppen im Kompost entdeckt? Einfach wieder vorsichtig mit Kompost zudecken, weil Licht und Trockenheit ihnen schadet und sie für Vögel eine Delikatesse sind. Für alles andere sorgt dann die Natur.

Ganz selten entdeckt man beim Kompostumsetzen etwas Merkwürdiges: Längliche weiße Eier, die wie eine Weintraube zusammenkleben. Ihre Hüllen sind aber nicht hart, wie bei Vogeleiern, sondern pergamentartig und elastisch. Das ist das Gelege der Ringelnatter!

Eier der Ringelnatter

Frisch geschlüpfte Ringelnatter in Kinderhand, mit dem typischen gelben Halskragen.


Erwachsene Ringelnatter, mit gelbem Kragen und runder Pupille

Ringelnattern nutzen die Wärme des Komposthaufens und lassen darin ihre Eier ausbrüten. Sie sind völlig harmlos, leben von Fröschen, Mäusen und anderen Kleintieren und sind schon von Weitem an den gelben Flecken hinter dem Kopf und an den runden Pupillen zu erkennen, wenn man sie aus der Nähe beobachten kann. Aber sie sind sehr scheu und flüchten sofort, denn gnadenlose Totschlägerei über Jahrhunderte hat offenbar nur die ganz scheuen Ringelnattern überleben lassen. Heute sind wir klüger. Eine Ringelnatter im Garten ist eine Auszeichnung für den Gärtner oder die Gärtnerin.

Dr. Friedrich Buer




24. März 2009

Schmetterlinge retten und bei Sonnenschein Dachfenster öffnen!

Viele Kleintiere streben im Herbst ins Dunkle, weil sie Spalten und Ritzen suchen, wo sie vor Wind und Wetter geschützt und vor Feinden sicher sind. Im Frühling streben sie dann ins Helle und kommen so wieder in die freie Natur. Dieses Verhalten hat sich über viele Millionen Jahre bewährt und ist auch heute noch genau richtig. Deshalb ist es genetisch fixiert, also angeboren und kein Tier kann dieses Verhalten ändern.

Geschlossenes Dachfenster

Aber es gibt neuerdings ein Problem. In unseren Siedlungen verkriechen sich diese Kleintiere unter die Dachziegel und kommen so in den Spitzboden. Im Frühjahr fliegen sie dann zum Dachfenster und das ist verschlossen. Zwar könnten sie auch auf dem Weg wieder ins Freie, auf dem sie gekommen sind, also durch die Spalten. Nur die sind dunkel und die Tiere streben zum Licht. Also fliegen sie immer wieder gegen das Dachfenster, bis sie schließlich vor Erschöpfung sterben. Am Boden unter dem Fenster kann man sie dann zusammenkehren. Ähnliche Fallen gibt es in Schuppen, Gartenhäusern, aber auch in Wohnräumen. Die Opfer sind wunderschöne Schmetterlinge wie Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs und meist auch viele Florfliegen mit genetzten Flügeln, langen Fühlern und goldenen Augen, die ausgezeichnete Blattlausjäger sind. Auch Hummeln, harmlose Wildbienen und Wespen sind betroffen. Sie alle gehören zu einem gesunden Naturhaushalt.

Die Florfliege - ein hervorragender Blattlausjäger

Was tun? Im Frühling die Dachfenster und anderen Fenster bei Sonnenschein einige Stunden öffnen und nach einigen Tagen wiederholen. Damit retten Sie viele Kleintiere! Einzelne Schmetterlinge oder Florfliegen an Wohnungsfenstern fängt man schonend mit dem selbst gemachten Insektenglas (genaueres dort). Wer Zimmerpflanzen hat, hat meist auch gut versteckte Blattläuse und kann die Florfliegen zunächst für sich arbeiten lassen.

Viele Tagpfauenaugen sterben am geschlossenen Dachfenster

Dr. Friedrich Buer

23. März 2009

Junge Vögel und Hasen in Ruhe lassen!

Jedes Frühjahr bringen uns Tierfreunde junge Vögel und andere junge Wildtiere ins Tierheim nach Unternesselbach. Sie wollen sie retten, aber leider erreichen sie oft das Gegenteil.

Einige Vögel verlassen bereits ihr Nest, bevor sie fliegen können und schützen sich so vor Nesträubern. Sie werden weiter von ihren Eltern im Auge behalten, gefüttert und bei Gefahr gewarnt. Es ist also falsch, wenn man meint, sie seien aus dem Nest gefallen und von ihren Eltern verlassen, auch wenn es so aussieht. Die Eltern beobachten ihre Jungen vorsichtig aus sicherer Entfernung, auch um Räuber nicht anzulocken.

Junger Turmfalke

Junge Amseln leiden besonders unter dieser falschen Tierliebe. Also Finger weg! Auch junge Turmfalken werden uns immer wieder ins Tierheim gebracht. Auch sie verlassen oft ihr Nest, bevor sie flügge sind und werden ganz normal weiter versorgt, sogar von Alttieren, die nicht ihre Eltern sind. Außerdem machen sie sich durch lautes Betteln bemerkbar. Manchmal fallen sie aus ihrem Nest in einer Mauerspalte oder einem Fenstersims und landen auf den Boden. Dann droht Gefahr durch Katzen und Hunde. In diesem Fall sollte man sie wieder ins Nest tragen, das kann auch ein fremdes Falkennest sein oder sie einfach an einem hohen und sicheren Punkt in der Nähe des Fundortes freisetzen. Junge Hasen werden von ihrer Mutter einzeln verteilt. Das mindert das Risiko, außerdem sind sie geruchlos und hervorragend getarnt. Wer sie trotzdem entdeckt, kann sich freuen und muss sich keine Sorgen um den Kleinen machen. Ähnliches gilt auch für Rehkitze. In Ruhe lassen und nicht anfassen!

Aufzucht von Turmfalken im Tierheim

Im Notfall versuchen die Tierpflegerinnen und Tierpfleger auch jungen Wildtieren zu helfen. Aber das ist sehr mühselig und gelingt oft nicht. Und wenn es gelingt, dann müssen die Tiere eines Tages wieder frei gelassen werden. Was danach geschieht, das ist ungewiss, denn das Überleben in freier Wildbahn stellt andere Anforderungen als das Leben im Tierheim. Da bleibt dann nur die Hoffnung, dass es unsere Pfleglinge irgendwie doch schaffen werden.



Dr. Friedrich Buer

5. März 2009

Alte Federn für Vogelnester.

Das alte Federkissen in den Restmüll? Da gibt es Besseres. Vögel lieben die alten Federn und polstern damit ihr Nest. Besonders beliebt sind sie bei Spatzen.


Bauvorschlag
Kaninchendraht zu einer Röhre formen und die Naht mit Blumendraht fixieren, ebenso den runden Deckel aus Kaninchendraht als unteren Abschluss der Drahtröhre. Oben kommt ein Deckel aus Blech oder Holz drauf. Der Draht zum Aufhängen wird durch zwei Bohrungen durch den Deckel geführt. So lässt sich der Deckel hochschieben und die Federn einfüllen. Damit sich der Draht nicht in den Ast einschneidet, wird er in ein breites Band gehängt, das um den Ast gewickelt wird.
Vorsicht! Mit den Federn im Freien arbeiten! Federn sind federleicht und fliegen auch ohne Vögel. Und in einem Kissen sind viel mehr Federn drin, als man ahnt. Wenn man das erst im Wohnzimmer merkt, ist es zu spät.
Nistmaterial
Federn bestehen aus Keratin. Das hält auch dieVögel und ihre Nester warm, weil es schlecht Wärme leitet. Deshalb sind auch Haare als Nestpolster so beliebt. Außerdem werden Moose, Flechten, Grashalme, Äste, Spinnweben, Blätter, Lehm, Schlamm, Papier und Plastikfetzen und anderes in Nester eingebaut. Jede Vogelart macht es anders. Nur der Mauersegler braucht nichts und klebt seine Eier auf den nackten Stein seiner Brutspalte. Aber ich kenne einen absolut glaubwürdigen Storchenfachmann, der einen BH besitzt, den er in einem Storchennest gefunden hat.

Naturarznei für Vogelnester

Ein Witz? Nein, nur die wissenschaftliche Bestätigung dafür, was Vogelfreunde schon lange vermutet haben. Ich habe es bei Feld- und Hausspatzen und bei Staren gesehen. Sie zerren von bestimmten Pflanzen Blätter und Zweigspitzen ab und tragen sie zum Nest. Diese Pflanzen werden von uns auch als Heilpflanzen oder Küchenkräuter verwendet und haben meist wegen ihrer ätherischen Öle einen typischen Duft.


Blühender Salbei


Bei mir im Garten sind es Lavendel (Lavendula angustifolia), Salbei (Salvia officinalis) und Beifuß (Artemisia vulgaris). Von diesen drei ist bekannt, dass sie Blattläuse vertreiben, aus Beifuß kann man sogar eine Spritzbrühe machen, die Pyrethrum enthält und Blattläuse tötet. Salbei wirkt bei

Halsentzündungen.


Salbeiblätter mit typischer genarbter Oberfläche


Wirken solche Pflanzenteile auch gegen Nestparasiten? An Starennestern wurde das untersucht (Gwinner, H. u. Berger, S., J.Ornithol. 146, S. 365-371, 2005, Der Falke 7 / 2006, S. 204). In experimentellen Starennestern, die mit und ohne solche Pflanzen versehen waren, zeigten sich die Unterschiede. Zwar gingen die Milben in den Nestern mit Arznei- und Gewürzpflanzen nicht zurück. Dafür aber ging die Zahl der Bakterien zurück und vor allem waren die Jungvögel eindeutig gesünder, denn es flogen mehr aus.


Beifuß


Was genau die Ursache für die gesündere Brut ist, weiß man nicht, weil man in Pflanzen über 200.000 verschiedene Inhaltsstoffe identifiziert hat, die einzeln oder in Kombination mögliche Kandidaten für die Wirkung sind. Den Vögeln ist das egal, wichtig ist für sie allein, dass sie solche Pflanzen im Garten finden. Übrigens: Es sind bei den Staren die Männchen, die Kräuter sammeln, Kräutermännlein also.

Dr. Friedrich Buer

4. März 2009

Maulwurfshaufen im Garten - was tun?

Erst einmal abwarten, bis kaum noch neue Haufen erscheinen. Dann die meist lockere Erde der Haufen vorsichtig mit dem Rechen verteilen und dabei die Maulwurfsgänge möglichst schonen. Und das wiederholen, wenn es nötig erscheint.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Maulwürfe kommen in einen Garten, wenn sie dort genug Nahrung finden, und auch die sonstigen Umstände dem Maulwurf gefallen. Der Garten muss also ein Maulwurfbiotop sein. Das sind meist diejenigen Gärten, die biologisch in Ordnung sind. Maulwurfshaufen im Garten beweisen also auch das Können des Gärtners oder der Gärtnerin. Wird der Maulwurf vertrieben oder gar umgebracht, bleibt der Garten trotzdem ein Maulwurfbiotop und der nächste Maulwurf zieht ein. Gute Lebensräume sind auch bei Maulwürfen immer begehrt.

Der Maulwurf ernährt sich vor allem von kleinen Bodentieren, schädigt also Pflanzen nicht. Im Gegenteil dezimiert er Wurzelschädlinge wie Drahtwürmer, Tipulalarven (Schnaken) und Eulenfalterlarven, die oft massenweise im Rasen vorkommen und ihn fleckenweise vergilben lassen. Ansonsten lebt er von Regenwürmern, wie es auch Amseln und Stare tun.

Sein Jagdrevier ist ein unterirdisches Gangsystem, das er einmal anlegt und dann immer wieder absucht. Die Gänge wirken wie langgestreckte Fallgruben. Fällt ein Bodentier hinein, kommt es kaum wieder heraus und wird beim nächsten Kontrollgang verzehrt. Wird der Gang verschüttet oder verstopft, dann muss ihn der Maulwurf wieder freischaufeln und zwar immer wieder. Klüger ist es deshalb, den Gang zu schonen.

Es gibt ganz flache Gänge, die man als Aufwölbung sehen kann und Gänge in 20 bis 30 cm Tiefe und bis 80 cm Tiefe. Alle drei Gangebenen sind mit einander durch senkrechte Schächte verbunden. Die Erde wird meistens mit den Vorderbeinen wie mit Grabschaufeln in die Gangwände gepresst. Nur wenn das nicht mehr geht, wird sie nach oben geschoben und zwar in kleinen etwa löffelgroßen Portionen. Deshalb ist die Erde der Maulwurfshaufen so fein krümelig und wurde früher als Blumenerde gesammelt. Unter den ganz großen Haufen, findet man häufig eigene Gangsysteme und Nester.

Der Maulwurf macht keinen Winterschlaf. Er kann sehen und gut schwimmen. Mein Biologielehrer Dr. Schoennagel hat 1963 beobachtet, wie ein Maulwurf innerhalb von vier Minuten die etwa 70 m breite Weser bei Hameln durchschwamm. Hochwasser sind für ihn also kein Problem.

Dr. Friedrich Buer

9. Februar 2009

Schluss mit dem Vogeltod an Scheiben.

Mindestens 250000 Vögel fliegen täglich an Fensterscheiben und ähnlichen Hindernissen in den Tod - oft unbemerkt von uns Menschen. Viele davon sterben nicht gleich an Ort und Stelle, sondern später an inneren Verletzungen. Dann holen sich meist Katzen und andere Beutegreifer die Opfer. Zur Brutzeit verhungert in solchen Fällen auch noch der Nachwuchs eines verunglückten Vogels. Mindestens 70 Vogelarten sind davon betroffen, von Amsel und Eisvogel über Sperber bis Zaunkönig.

Leider nutzen die bekannten schwarzen Aufkleber (Silhouetten von Greifvögeln) so gut wie nichts. Vögel sehen unbewegte Silhouetten nicht als Gefahr, sondern nur als Hindernis. Diesem weichen sie aus und knallen dann daneben an die Glasscheibe. Wenn die Silhouette auf der Innenseite des Fensters hängt und die Scheibe spiegelt, ist sie noch nicht einmal als Hindernis erkennbar.

Einen ganz neuen Weg habe ich schon 1996 vorgeschlagen und ab 1999 zusammen mit Martin Regner ausführlich begründet (vgl. „Vogel und Umwelt“, Band 13, Heft 1, S. 31 - 41, Aug. 2002): Wir regten an, Scheiben mit Mustern zu markieren, die Vögel warnen, für Menschen jedoch unsichtbar sind. Da Vögel UV-Licht sehen können, wir Menschen aber nicht, sollte das mit Mustern gelingen, die nur im UV-Licht erkennbar sind. Nähere Informationen dazu finden Sie unter www.spinnennetz-effekt.de im Internet.

Inzwischen ist ein Produkt im Handel erhältlich, mit dem Sie den Spinnennetz- Effekt gegen den Vogeltod an Scheiben nutzen können: Der Birdpen (vgl. www.birdpen.de). Dabei handelt es sich um einen Filzstift, mit dem Sie nach dem Fensterputzen UV-aktive Markierungen auf die Scheibe aufbringen können, die die Vögel vor dem Hindernis warnen, für Sie jedoch so gut wie nicht sichtbar sind. Nach Angaben des Herstellers verhindert der Birdpen rund 70% des Vogelschlags.

Eine noch einfachere Alternative ist: Fenster außen nicht mehr putzen. Und wenn doch, dann anschließend mit Sonnenschutzcreme betupfen. Staub und Sonnenschutzcreme schlucken UV-Licht. Saubere Teile der Scheiben dagegen reflektieren UV-Licht. So entsteht ein kontrastierendes Muster auf den Scheiben, die Vögel werden gewarnt und drehen rechtzeitig ab.



Dr. Friedrich Buer und Dipl.-Sozialw. Martin Regner
Georg-Vogel-Str. 6, D-91413 Neustadt/Aisch,
Tel.:09161/7556, e-Mail:dr.friedrich.buer@gmx.de

Stand Juli 2008




                                                            Stand  April 2017